Theaterkritik - " Argentinisches Tageblatt ", Buenos Aires, 29.4.1994

Deutschsprachiges Theater von und in einer deutschen Schule

"Das kann Schule auch sein!"

Diese Worte sprach Herr Fuhr, der etwas müde doch überaus frohe und zufriedene stellvertretende Schulleiter der Goethe-Schule am Montagmorgen nach einem für die Schule sehr ereignisreichen Wochenende.

Gekommen war die Theatergruppe "theater 2 teatro" der Deutschen Schule Montevideo unter der Leitung ihres Regisseurs Edward König, um ihre Inszenierung des "Wiener Totentanz" von Lotte Ingrisch zu präsentieren.

Und welch eine Präsentation! An einem für die Schüler nicht leicht zu interpretierenden Stück wurde gezeigt, wozu Jugendliche bei einfühlsamer Führung fähig sind. Angefangen beim Bühnenbild, einer trickreichen Sechseckaufteilung der Theaterfläche mit selbstgebauter Drehbühne bis hin zur eigentlichen schauspielerischen Leistung. Herausragend war Gonzalo Penadés als Kasperl, der mit Hilfe seiner Masken - Clown und Tod - durch das Stück führte, das in verschiedenen Bildern den hässlichen und plumpen Umgang mit dem Leben darstellte. Bedingt durch die schlechte Akustik einer Turnhalle und die natürlicherweise noch ungeschulten Stimmen der Schüler wurde das Verständnis des Stückes beeinträchtigt und die Pointe - der Tod als Spötter - wurde abgeschwächt.

Aufgewogen wurde dieser Mangel jedoch durch die hervorragende Inszenierung, das Bühnenbild und die Kostüme. Und durch die Erfahrungen, die Schüler zweier deutscher Schulen in Zusammenleben und Zusammenarbeit sammeln konnten.

Als abschließenden Höhepunkt konnte die Goethe-Schule ihren Besuchern aus Montevideo ein Ereignis internationalen Ranges bieten: der slowenisch-deutsche Regisseur Edvard Miler, der mit der "Sheherezada" in Buenos Aires gastierte, kam mit einigen Schauspielern seiner Theatergruppe Mladinsko de Eslovenia am Samstagmorgen zu einem Workshop in die Schule.

Quelle: " Argentinisches Tageblatt ", Buenos Aires vom 29.4.1995


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